Zeitungsartikel vom ….1995
Der Veitsbronner katholische Posaunenchor ist Mitglied im evangelischen Landesverband
„Heimat“ bei der fremden Konfession
Evangelische Bläser für Pater Andreas Mederer „Vorbild“ bei Gründung — Chor besteht nun 25 Jahre
Rund 30 Bläser umfaßt der katholische Posaunenchor in Veitsbronn im 25. Jahr seines Bestehens.
Foto: Ludwig
VEITSBRONN — Sein 25jähriges Bestehen feiert heuer der Posaunenchor in der katholischen Kirchengemeinde Heilig Geist. Das wäre wohl wenig Aufhebens wert, gäbe es in seiner Geschichte nicht eine Besonderheit:
Die Bläsergruppe verdankt nicht nur ihr Entstehen dem „Vorbild“ in der benachbarten evangelischen St.-Veits-Gemeinde, sondern ist bis heute – als einziger katholischer Posaunenchor in Bayern — Mitglied im Verband der evangelischen Posaunenchöre.
Als Pater Andreas Mederer an Heilig Geist und nach Veitsbronn kam, fand er sehr rasch Gefallen am Posaunenwesen. Vor allem die Möglichkeit, auch überall im Freien kirchliche Musik machen zu können, faszinierte ihn derart, daß er beschloß, so etwas müßte es auch in seiner Gemeinde geben.
So gründete er 1970 den katholischen Posaunenchor in Veitsbronn. Aus musikalischer Sicht betrat er damit kirchliches Neuland, da die Bläserei in katholischen Gemeindekreisen keineswegs so populär ist wie bei den evangelischen. So lag vor 25 Jahren nahe, bei den mit Blechblasinstrumenten bestens vertrauten „Glaubensbrüdern“ in die Schule zu gehen.
So kam es, daß der damalige Leiter des evangelischen Posaunenchores, Lorenz Biegel, die ersten katholischen Bläser ausbildete. Geleitet und dirigiert wurde der erste katholische Chor damals von Martin Merz.
Heute ist mit Bernhard Schmitt bereits der siebte Chorleiter aktiv. Wie seine Vorgänger kommt auch er aus den eigenen Reihen. Für die Ausbildung zeichnet mittlerweile Roland Böhm verantwortlich.
Die Verbundenheit zum evangelischen Posaunenchor blieb aber nicht nur durch den Eintritt in deren Verband über die Jahre hinweg erhalten.
Bis heute ist die „praktizierte Ökumene“ in Veitsbronn ein wichtiges Anliegen aller Bläser. Das bedeutet: Man spielt, so oft die Anlässe es erlauben, zusammen. So auch jetzt beim Jubiläum, das in Form einer musikalischen Abendserenade gefeiert wird. Beginn ist am Samstag um 19.30 Uhr vor der katholischen Kirche Heilig Geist. Neben dem katholischen und evangelischen Posaunenchor wirken insgesamt zirka 200 Bläser aus dem Bezirk Fürth mit. Den Abschluß der Feierlichkeiten bildet am Sonntag um 9.30 Uhr ein Festgottesdienst.
Neben den Instrumenten der evangelischen Bläser kommen hier natürlich auch wieder die knapp 100 Kilogramm Buntmetall, sprich Messing, des katholischen Posaunenchores zum Einsatz.
Die knapp 50 000 Mark teuren Instrumente befinden sich heute meist im Privatbesitz der knapp 30 Bläser, nachdem der Chor in den Anfängen durch Spenden finanziert wurde.
Seit geraumer Zeit allerdings trägt sich der Posaunenchor selbst. Etwa 100 Vortragsstücke, davon immer mehr Gospels und Spirituelles, zählen neben 600 Chorälen zum musikalischen Repertoire des Chores, von dem einiges an beiden Tagen zu hören sein wird.
Zu spüren sein wird auch die innere Verbundenheit und „die Liebe zum Blech“, die neben der gemeinsamen Aufgabe, „das Lob Gottes zu verbreiten“, alle Chormitglieder verbindet. Ansonsten gibt man sich seitens der Bläser zuversichtlich und locker.
Selbst wenn die schwierigsten Stücke auch bei der Aufführung geradezu perfekt gelingen, führt dies nicht zu künstlerischen Höhenflügen oder bläserischer Überheblichkeit.